Eine Vorbemerkung:
06.01.2021: Seit wir in Hongkong waren, ist viel geschehen. Es waren und sind keine guten Ereignisse. Wurde im Oktober 2019, nach Massenprotesten der fragwürdige Entwurf zum Auslieferungsgesetz noch zurückgezogen und gab es im November noch einen Wahlsieg des Pro-Demokratie-Lagers in 17 von 18 Hongkonger Distrikten, so installierte der Nationale Volkskongress in Peking im Mai 2020 das Gesetz über seinen ständigen Ausschuss in Hongkong, ohne Beteiligung des Hongkonger Parlamentes. Die Auseinandersetzungen wurden heftiger, aber durch die Corona-Pandemie war die Bevölkerung nicht mehr in dem Maße beteiligt. Führende Oppositionelle wurden im Verlaufe des Jahres verhaftet und jetzt, Anfang 2021, gibt es Massenverhaftungen. Als wir im Oktober und November 2019 Hongkong besuchten, hielt sich die Staatsmacht noch weitgehend zurück. Genießen Sie mit uns die noch wundervolle Zeit damals, in der wir aber in der Nathan-Road auch schon Zeugen verschiedener, kleinerer Auseiandersetzungen mit der Polizei geworden sind.
Hongkong  香港,
die bezaubernde Inselwelt
außerdem fallen augenblicklich alle Scanner in der Metro weg und das dortige Sicherheitspersonal ist nicht mehr so umfangreich. Alle Menschen sprechen englisch und wir sehen und hören auch wieder benzinbetriebene Motorräder und Roller. Auf der anderen Straßenseite gibt es eine französische Bäckerei und um die Ecke ein deutsches Bierhaus. Irgendwie ist alles sehr viel vertrauter, als sei man schon wieder zu Hause. Abgesehen von einer Kleinigkeit. Endlich verstehe ich, was unter 'ein Land, zwei Systeme' gemeint sein könnte. In Hongkong herrscht, anders als in China, Linksverkehr. 
Hongkong, das kleine China sozusagen, besteht auch nicht nur aus den hohen Häusern einer Millionenstadt, es ist eine Wasserlandschaft mit 263 Inseln und viel zu schön für dieses schreckliche Wort "Sonderverwaltungszone". 
Cheung Chau 長洲
Die autofreie Insel Cheung Chau ist manchmal ein wenig verrümpelt. Der kleine Ort mit dem Dschunkenhafen und dem Strand steckt aber voller Charme und hübscher Anblicke.
Lantau 大嶼山 / 郎島
Wir gondeln auf die größte Insel Hongkongs zum großen Buddha. Es geht vorbei am Internationalen Flughafen, der 1998 eröffnet wurde und für den, um Land zu gewinnen, die kleine Insel Lap Lok platt gemacht wurde. Fast hätte es Lantau getroffen, aber nach Protesten gab man den Plan auf. Im Dunst ist gerade auch noch der Hongkonger Eingang des Zhuhai-Tunnel zu sehen. Sechs Kilometer unter Wasser, dann folgt die größte Brücke der Welt über das Perlfluss-Delta bis zum 50 Kilometer entfernten Macao. Sieben Jahre Bauzeit.
Der Tian Tan Buddha 天壇大佛 / 天坛大佛
Der junge Mann ist künstlich und kaum älter als der Flughafen. Erst 1993 kam der Buddha gewissermaßen zur Welt, in dem Jahr wurde er eingeweiht. Die Rinder sind übrigens lebensecht.
Das Stelzendorf Tai O 大澳 
auf der kleinen Insel Lantau. Wir waren hier im Land der Tanka 家, einer Fischer-Gemeinde. Die ganze Welt wird nach und nach hergekarrt, um zu fotografieren.
Kunst am Bau in Tai O?
Die Genialität der Bewohner von Tai O besteht darin, dass sie aus dem Müll, den die Touristen hinterlassen, Kunst machen, die wiederum von den Touristen als Attraktion von Tai O fotografiert wird. Beweis hier!
Aberdeen 香港仔 auf Hong Kong Island
Eine lebendige Filmkulisse, Schiffe, Schiffe, Schiffe und die beiden schwimmenden Restaurants. die Jumbo Kingdom genannt werden und nur per Boot zu erreichen sind. Ein beliebter Schauplatz in zahlreichen Gangsterfilmen. Allein Bud Spencer hat hier zahllose Männer verprügelt.
Der Strand von Aberdeen
Der Victoria Peak oder Tai Ping Shan „Berg des großen Friedens“, 太平山
Ein 552 Meter hoher Berg auf Hongkong Island mit einer gewaltigen Aussichtsplattform auch für die kleinen Eitelkeiten
Hongkong am Perlfluss  珠江
Reger Schiffsverkehr und pausenloser Fährbetrieb. Und nun endlich auch die Wolkenkratzer auf beiden Seiten des Flusses, die das Bild der Stadt prägen, aber nur ein sehr unvollständiges Bild von Hongkong ergeben.
Man traut seinen Berliner Augen kaum!
In Hongkong gibt es nicht nur Doppelstock-Busse, sondern auch Doppelstock-Straßenbahnen. Dem alten Berliner stockte der Atem vor Freude, als er sie in der Chun Yeung Street auf Hongkong Island über den Wet Market 街市 fahren sah. Aber wie das ablief, darüber stockte ihm der Atem gleich noch einmal. (Das wäre in Deutschland wohl kaum genehmigungsfähig)
Der Nachtmarkt von Hongkong 
Hier kann man natürlich viele nützliche und noch mehr überflüssige Dinge kaufen, man kann sich die Zukunft weissagen lassen (wer's braucht) und an jeder Ecke essen gehen, aber...
... dort kann man auch auf so wunderbare, tanzende Karaoke-Frauen treffen. In China heißt Karaoke wohl KTV oder Kala OK. Kein Ahnung, ob es auch in Hongkong so genannt wird.
Alltag in Kowloon 九龍 / 九龙 in Hongkong
Das Viertel um die Nathan-Road 彌敦道 / 弥敦道
2. November 2019
Am Morgen war im Viktoria-Park auf Hongkong Island, auf der anderen Seite des Perlflusses, eine große Demonstration mit einigen tausend Teilnehmern aufgelöst worden. Dadurch kam es an mehreren Stellen der Stadt zu Auseinandersetzungen mit der Polizei und wir wurden kurz vor 19:00 Uhr Ortszeit Zeugen eines Polizeieinsatzes in der Nathan-Road. Jugendliche schlugen gerade auf Metallgegenstände ein. Anfang Oktober erst hatte ein Polizist auf einen 18jährigen geschossen, wenige Tage später traf es einen 14jährigen. Gegen das harte Vorgehen der Polizei war es daraufhin zu Massenprotesten gekommen, die aber auch nicht gewaltfrei blieben. Kein Wunder, dass an diesem Abend in der Nathan-Road alle sehr nervös waren. 
Wir verlassen Hongkong am 7. November
mit einem letzten, etwas wehmütigem Blick, nicht ohne die sicher blauäugigen Hoffnung, China könnte die historische Chance ergreifen, die Vorteile beider Systeme zu bündeln und damit zu einem gemeinsamen Lebensgefühl zu finden.

Kaum zu Hause angekommen, 
wartete schon die Wirklichkeit auf uns. Neue Zwischenfälle in Hongkong, aber auch ein überraschend eindeutiges Ergebnis bei den dortigen Kommunalwahlen und gleichzeitig neue, schreckliche Berichte über die Lage tausender Uiguren aus der Autonomieregion Xinjiang im Nordwesten Chinas. Anfang 2020 bricht die Corvit-19-Pandemie weltweit aus. In Wuhan soll sie ihren Anfang genommen haben und auch Hongkong ist nun betroffen. Aber es kommt noch schlimmer! Peking ignoriert Hongkongs Autonomiestatus mit dem Prinzip, 'ein Land, zwei Systeme' und entscheidet vertragswidrig über das Schicksal der Stadt mit einem sogenannten 'Sicherheitsgesetz'. Es trat am 30. Juni 2020 in Kraft und erlaubt den chinesischen Behörden ein hartes Vorgehen gegen alle Aktivitäten, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit bedrohen. Einen Tag darauf feierte Peking die Übergabe Hongkongs vor 23 Jahren. Für Hongkongs Bürger hieß das, Wasserwerfer gegen Demonstranten und hunderte Verhaftungen. 
Unser schwächliches Europa hält dazu weitgehend den Mund. 

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